Jede Beziehung hat seine Höhen und Tiefen. Es ist normal und sogar gesund, wenn man sich streitet und ab und zu Abstand von seinem Partner oder seiner Partnerin braucht. Doch was ist, wenn Streit zum Alltag wird, man sich in der Beziehung unverstanden und gefangen fühlt? Dann kann es sein, dass man in einer toxischen Beziehung gelandet ist.
Doch was genau versteht man unter einer toxischen Beziehung? Eine toxische Beziehung ist eine dysfunktionale intime Beziehung. Wie es schon die Definition sagt, funktioniert eine Liebesbeziehung nicht. Dies ist der Fall, wenn einer der Partner oder beide unter psychischer Gewalt leiden. Das kann zum Beispiel sein, wenn die Beziehung in einem starken Ungleichgewicht ist. Oft ist es so, dass ein Partner die völlige Kontrolle und Autonomie über seinen Partner hat, während die andere Person völlig unterdrückt und an die andere Person gebunden ist. Somit herrscht keine Gleichberechtigung. Die Person, die die Kontrolle hat, fühlt sich oft im Recht und manipuliert die unterdrückte Person so stark, dass diese sich kaum wehrt. Aber es kann aber auch sein, dass beide Personen in einer Beziehung toxisch sind und sich gegenseitig negativ beeinflussen.
Der wichtigste Faktor einer toxischen Beziehung ist die «psychische Gewalt». Diese macht eine Beziehung erst toxisch. Es gibt zahlreiche Arten, wie sich psychische Gewalt äussern kann. Einerseits gibt es offensichtliche Faktoren von psychischer Gewalt wie Manipulation, Einschüchterung, Kontrollwahn, Beleidigung, Demütigung, Täuschung, Drohungen etc. Was aber fast gefährlicher ist, sind die Elemente von psychischer Gewalt, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen, wie unterschwellige Sticheleien oder Manipulationen. Diese bemerkt man oft erst dann, wenn man schon völlig von seinem Partner zerstört wurde.
Um eine toxische Beziehung zu verstehen, ist es wichtig, die typischen Muster zu erkennen. Oft beginnen toxische Beziehung wie in einem Märchenbuch. Alles scheint perfekt, der Partner behandelt einen wie das Beste auf der Welt und man hat das Gefühl, den idealen Partner gefunden zu haben. Doch dann beginnen sich toxische Elemente einzuschleichen. Dies kann am Anfang harmlos wirken. Sätze wie «Ich will nicht, dass du mit deinen Freunden rausgehst, weil ich will, dass du mehr Zeit mit mir verbringst», können anfangs sogar noch fürsorglich und süss wirken. Man hat das Gefühl, dass der Partner einen so fest liebt, dass er jede Minute mit einem verbringen möchte. Doch dann schleichen sich immer mehr toxische Sätze ein und der Partner wird nach und nach emotional vernichtet.
Es gibt zahlreiche Taktiken von einem toxischen Partner, dich kaputt zu machen. Beispiele dafür sind:
Übertriebenes Wir-Gefühl:
Der Partner versucht dich vom Rest der Welt abzuschotten. Deine Familie und Freunde siehst du nur noch wenig. Auch deinen ehemaligen Hobbies kannst du nicht mehr nachgehen. Du verlierst nach und nach deine Persönlichkeit und aus einem «ich» entsteht schliesslich ein «wir», wo du keine eigene Meinung haben kannst. Das Ziel des Partners ist es, dich von allen Kontakten abzuschotten, damit du schlussendlich nur noch den Partner hast und somit stark an ihn gebunden bist.
Starke Extreme:
Der Partner hat Phasen, wo er dich mit Liebe zuschüttet, dir Geschenke macht und nicht genug von dir kriegen kann. Auf diese überschwängliche Phase folgt die Phase der «kalten Schulter». Der Partner wirkt von heute auf morgen völlig distanziert oder sucht sinnlos Streit und man fragt sich, was man falsch gemacht hat. Diese Extreme verwirren den Hormonhaushalt stark. Von extremen Dopamin Ausschüttungen bei guten Zeiten, folgen extrem viele Stresshormone wie Kortison.
Unterschwellige Demütigung:
Dein Partner sagt dir vermehrt, was du alles falsch machst und wie schlecht du bist. Natürlich ist Kritik manchmal in einer Beziehung angebracht und man soll auch sagen, wenn einen etwas stört. Doch hierbei handelt es sich keine konstruktive Kritik und du weisst gar nicht, was du falsch gemacht hast oder wie du etwas ändern könntest. Diese Sticheleien und Beleidigungen macht der Partner unterschwellig und in einem Rhythmus, dass es nicht stark auffällt. Dies kann zum Beispiel sein, indem er verletzende Witze über dich macht, aber schlussendlich alle Vorwürfe mit dem Satz «War doch nur ein Scherz» abwimmeln kann. Du verlierst durch diese Beleidigungen nach und nach an Selbstbewusstsein und glaubst deinem Partner mit der Zeit, dass du tatsächlich ein schlechter Mensch bist.
Neid:
Stell dir vor, du wurdest gerade befördert und kommst überschwänglich nachhause, um es deinem Partner zu erzählen. Dieser interessiert sich aber kaum dafür und freut sich nicht mit dir. Es kann sogar sein, dass er deine Leistung abwertet.
Es gibt zahlreiche weitere Taktiken, wie zum Beispiel extreme Eifersucht, ständige Drohungen, mit dem Partner Schluss zu machen, strikte Regeln zu haben etc. All diese Taktiken sind der Versuch des Partners, dich zu unterwerfen, zu kontrollieren und emotional zu zerstören. Er will nämlich, dass du ihm unterlegen bist, du dich an ihn gebunden hast und du dich aus Angst nicht mehr wehren kannst.
Doch wie kommt es, dass ein Partner toxisch wird?
Ein starker Grund ist die vermehrte Nutzung von sozialen Medien.
Heutzutage kann jeder seine Meinung öffentlich posten. So kann es sein,
dass sich toxische Meinungen verbreiten. Menschen, die ständig auf den
sozialen Medien sind, erhalten somit ein falsches Bild, wie eine
Beziehung sein soll, aber denken schlussendlich, dass das, was gepostet
wird, das Wahre ist. Sie rutschen in eine Bubble und werden so stark von
diesen Meinungen beeinflusst, dass sie schlussendlich den gleichen
Standpunkt teilen und gar nicht realisieren, wie toxisch sie geworden
sind.
Ein weiterer Punkt ist die Filmindustrie. Dort kommt es nämlich oft vor, dass toxische Beziehungen stark romantisiert werden. Es gibt zahlreiche Liebesfilme, wo man das Element der toxischen Beziehung nutzt. Denn diese bildet eine grossartige Dramaturgie und Spannung für die Zuschauer. Toxische Elemente werden positiv dargestellt und beeinflussen, wie bei den sozialen Medien, die Meinungen der Zuschauer, wie eine gesunde Beziehung aussehen soll.
Des Weiteren können Traumata und die Vergangenheit einen Menschen toxisch werden lassen. Dies macht er meistens gar nicht bewusst. Vielleicht lebt er in einem toxischen Umfeld oder hatte bereits eine toxische Beziehung. Dann kann es sein, dass er sich einfach nichts anderes gewohnt ist. Ein Beispiel ist, wenn die Eltern einer Person eine toxische Beziehung vorgelebt haben. Dann kennt diese Person gar nichts anderes und macht genauso weiter, wie es seine Eltern schon getan haben.
Was kann man nun machen, wenn man merkt, dass man in einer toxischen Beziehung gefangen ist? Die psychische Gewalt und emotionale Abhängigkeit macht es nicht einfach, aus einer toxischen Beziehung zu kommen. Allein schon in einer gesunden Beziehung Schluss zu machen, erfordert oft viel Mut und Tränen. Besonders in einer toxischen Beziehung ist das Loslassen sehr schwierig, denn man möchte am Guten des Menschen festhalten. Versuche zuerst, mit deinem Partner zu sprechen. Im besten Fall erkennt er seine toxischen Muster und will sich bessern, ihr könnt euch auch Hilfe bei einem Beziehungsexperten holen. Falls das nicht funktioniert, rede mit Freunden und Familie über deine Situation und bitte sie um Hilfe. Verlasse die Beziehung und suche, falls die Beziehung massive Schäden angerichtet hat, Hilfe bei geschultem Personal wie einen Psychologen.
Jetzt ging es nur darum, was passiert, wenn ein Partner der Böse ist. Oft kann es aber auch sein, dass beide Personen in einer Beziehung toxische Gewohnheiten haben und sich gegenseitig negativ beeinflussen und sich anstacheln. Falls du merkst, dass du gewisse toxische Züge hast, dies kann auch unbewusst passieren, versuche diese Gewohnheiten zu brechen und mit deinem Partner zu sprechen. Manchmal kann es auch sein, dass beide Partner sich unbewusst negativ beeinflusst haben und man nach einem klärenden Gespräch wieder in einer gesunden Beziehung ist. Falls ihr aber beide merkt, dass ihr euch gegenseitig zu schlechten Personen macht, ist es manchmal besser, getrennte Wege zu gehen.
https://www.amazedmag.de/toxische-beziehungen-und-der-schwere-weg-daraus-6-frauen-erzaehlen-von-ihren-erfahrungen/
https://www.youtube.com/watch?v=m-EBZeyx-yY